Deutschland ist eine der führenden Exportnationen weltweit und bekannt für seine Innovationskraft, technologische Spitzenleistungen und hochwertigen Produkte. Rund zwölf Millionen Arbeitsplätze hängen direkt oder indirekt am Export, und fast ein Drittel des deutschen Bruttoinlandsprodukts wird durch den Export erwirtschaftet. Der Exportsektor ist eine tragende Säule der deutschen Wirtschaft und sichert Wohlstand und Wirtschaftswachstum in Deutschland.

Doch in Zeiten geopolitischer Unsicherheiten, gestörter Lieferketten und eines verschärften internationalen Wettbewerbs stehen Unternehmen vor großen Herausforderungen. Gerade für den Mittelstand, das Rückgrat der deutschen Wirtschaft, sind stabile Finanzierungs- und Absicherungsmöglichkeiten essenziell, um neue Märkte zu erschließen, Investitionen zu tätigen und sich im globalen Wettbewerb zu behaupten.

Das neue Maßnahmenpaket

Hier setzt das neue Maßnahmenpaket für die Exportkreditgarantien[1] an: Es soll die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Exportwirtschaft gezielt stärken, finanzielle Risiken minimieren und insbesondere den Mittelstand mit flexiblen und innovativen Absicherungsmodellen unterstützen. Durch die Anpassung der Exportkreditgarantien an die aktuellen wirtschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen werden Exporteure in die Lage versetzt, ihre internationale Präsenz zu erweitern und auf den sich wandelnden globalen Märkten erfolgreich zu agieren. Die Maßnahmen tragen dazu bei, den Standort Deutschland langfristig als starke Exportnation zu erhalten und die Resilienz der heimischen Wirtschaft zu erhöhen.

Die Maßnahmen im Überblick

Flex&cover: Weniger Bürokratie, mehr Planungssicherheit: Mit dem flex&cover-Ansatz rückt der „German Footprint“ des Exporteurs in den Fokus. Bisher mussten Unternehmen für jede Transaktion nachweisen, dass diese einen überwiegend deutschen Warenursprung aufweist. Zukünftig können Exporteure sich für eine Prüfung auf Unternehmensebene entscheiden. Statt einer transaktionsbedingten Prüfung berücksichtigt flex&cover den Beitrag, den ein Unternehmens für den Industriestandort Deutschland z.B. anhand von Forschung, Entwicklung, Investitionen und der Schaffung von Arbeitsplätzen leistet.

Unternehmen, die sich für flex&cover qualifizieren, profitieren von einer dreijährigen Förderzusage ohne aufwendige Einzelfallprüfungen. Das bedeutet: weniger Bürokratie, mehr Planungssicherheit und bessere Finanzierungschancen. Die Unternehmen gewinnen an Flexibilität und können ihre Exportstrategien langfristig ausrichten. Diese neue Herangehensweise ist insbesondere für Unternehmen mit globalen Lieferketten und internationalem Sourcing von großer Bedeutung, da sie eine zeitgemäße Antwort auf die Herausforderungen komplexer Beschaffungsprozesse ist.

Shopping-Line-Deckung: Zugang zu internationalen Beschaffungsprogrammen

Auch bei diesem Produkt steht nicht eine einzelne Transaktion, sondern ein Unternehmen im Mittelpunkt – in diesem Fall ein Importeur. Die erweiterte Shopping-Line-Deckung zielt darauf ab, bonitätsstarke Importeure weltweit zu motivieren, verstärkt in Deutschland einzukaufen.

Dank der Shopping-Line-Deckung können private Banken dem ausländischen Besteller attraktive Finanzierungsangebote mit flexiblen Rückzahlungsmodellen bereitstellen. Dadurch wird deutschen Exporteuren der Zugang zu internationalen Beschaffungsprogrammen erleichtert. Diese Maßnahme schafft eine Win-Win-Situation: Deutsche Unternehmen sichern sich Exportaufträge, während internationale Kunden von besseren Finanzierungskonditionen profitieren.

Forfaitierungsgarantie: Mehr Liquidität für den Mittelstand

Gerade für mittelständische Produzenten und Handelsunternehmen ist Liquidität entscheidend. Durch die neue Forfaitierungsgarantie wird der Verkauf von Forderungen deutlich erleichtert. Dank einer erhöhten Deckungsquote von 95 Prozent können Exporteure ihren Kunden im Ausland längere Zahlungsziele anbieten, ohne ihre eigene Finanzsituation zu belasten.

In einem wirtschaftlichen Umfeld, in dem sich Zahlungsrisiken erhöhen, ist diese Maßnahme besonders wertvoll. Mittelständische Unternehmen gewinnen dadurch mehr finanzielle Flexibilität, können größere Aufträge annehmen und haben eine verbesserte Refinanzierungssituation. Dies trägt dazu bei, ihre Wettbewerbsfähigkeit im internationalen Geschäft nachhaltig zu stärken.

Verbesserte Avalgarantie: Mehr Handlungsspielraum für Großprojekte

Exportgeschäfte sind oft mit hohen finanziellen Anforderungen verbunden – sei es durch Anzahlungsgarantien oder Vertragserfüllungsbürgschaften. Mit der erweiterten Avalgarantie werden deutsche Unternehmen nun besser unterstützt.

Die Deckungssumme wurde auf bis zu 120 Millionen Euro pro Exporteur angehoben, in Ausnahmefällen sind sogar höhere Beträge möglich. Dies erhöht den finanziellen Spielraum für Unternehmen, insbesondere im Energiesektor und bei großen Transformationsprojekten. Vor allem für Maschinen- und Anlagenbauer bietet diese Erweiterung neue Möglichkeiten zur Absicherung internationaler Großaufträge.

Erweiterte Absicherung von Rüstungsexporten

In Anbetracht der Zeitenwende in der Verteidigungswirtschaft hat der Bund auch die Absicherungsmöglichkeiten für Rüstungsgüter angepasst. Während bisher nur Absicherungen im Einzelfall möglich waren, wird die Deckungspolitik nun an die Standards anderer Wirtschaftssektoren angeglichen.

Das bedeutet eine signifikante Erleichterung für Unternehmen der Verteidigungsindustrie, die nun mit verlässlicheren Rahmenbedingungen rechnen können. Dies trägt dazu bei, den Export deutscher Sicherheits- und Verteidigungstechnologien zu unterstützen, während gleichzeitig strenge Kontrollmechanismen beibehalten werden.

Vereinfachte USM-Prüfungen: Schneller und effizienter

Umwelt-, Sozial- und Menschenrechtsprüfungen (USM) bleiben ein wichtiger Bestandteil der Exportkreditgarantien. Der Bund wird den Prozess verschlanken, um Antragsverfahren zu beschleunigen und den Verwaltungsaufwand für Unternehmen zu reduzieren.

Die in den OECD Common Approaches festgelegten Standards bleiben erhalten, jedoch werden interne Abläufe optimiert, um Antragsprüfungen schneller und effizienter durchzuführen. Unternehmen erhalten dadurch mehr Planungssicherheit und können ihre internationalen Projekte reibungsloser umsetzen. Gleichzeitig wird sichergestellt, dass Nachhaltigkeitskriterien weiterhin erfüllt werden.

Ein starkes Signal für die Zukunft

Mit diesem Maßnahmenpaket setzt der Bund ein klares Signal für die Zukunft der deutschen Exportwirtschaft. Durch innovative Finanzierungsmodelle, weniger Bürokratie und gezielte Unterstützung für mittelständische Exporteure wird der Standort Deutschland nachhaltig gestärkt.

Die Maßnahmen bieten Unternehmen die notwendige Unterstützung, um sich in einem herausfordernden globalen Umfeld erfolgreich zu behaupten. Gleichzeitig wird die industrielle Wertschöpfung in Deutschland gesichert und die Basis für nachhaltiges Wachstum geschaffen. Dies ist ein entscheidender Schritt, um Deutschland als Exportnation erfolgreich in die Zukunft zu führen und seine Stellung im internationalen Handel weiter auszubauen.

Mehr aus dem ICC Germany Magazin Nr. 20 finden Sie >> hier

[1] Für weitere Informationen siehe: https://www.exportkreditgarantien.de/de/loesungen/einstieg-in-die-absicherung/das-neue-massnahmenpaket.html (letzter Zugriff: 28. April 2025).