Inwiefern trägt der Schutz des Geistigen Eigentums zum Erreichen der SDGs bei?

JÖRG THOMAIER: Der Schutz geistiger Eigentumsrechte ist unverzichtbar für nachhaltige Innovation, da sie Anreize für den Austausch von Wissen und die frühzeitige Bekanntmachung von Erfindungen bieten und zugleich einen gerechten und zeitlich begrenzten Ausgleich für Investitionen in neue Technologien sicherstellen. Gerade in der Landwirtschaft sind aufgrund der wachsenden Herausforderungen wie extreme klimatische Bedingungen, geringere Anbauflächen und Wasserknappheit Innovationen wichtig. Das gilt aber auch im Gesundheitssektor aufgrund neuer Krankheiten. Um Gesundheit und Lebensmittelsicherheit nachhaltig zu verbessern, muss der Schutz geistigen Eigentums gewährleistet werden.

Was bedeutet das konkret im Alltag und mit Blick auf Ihre Branche?

JÖRG THOMAIER: Die Biotechnologie kann beispielsweise durch neue Genom-Editing-Verfahren einen wichtigen Beitrag in der Züchtung neuer innovativer Pflanzensorten leisten. Hierfür sind enorme Investitionen in Forschung und Entwicklung notwendig. Daher sollte für biotechnologische Innovationen in der EU und andernorts ein verlässlicher Rahmen für geistige Eigentumsrechte aufrechterhalten werden. Nur so können Unternehmen in die Lage versetzt werden, nachhaltig und in größerem Umfang in diese neuen Technologien zu investieren und diese dadurch der Gesellschaft zugänglich zu machen. Der Biotechnologiesektor hätte ohne einen langfristig funktionierenden und rechtssicheren IP-Schutz kaum eine Chance, einen erfolgreichen Beitrag zu einem nachhaltigen und wettbewerbsfähigen Gesundheits- und Agrarsektor zu leisten.

Wie verhält sich gewerblicher Rechtsschutz auf der einen Seite zu Interessen des Gemeinwohls auf der anderen, wenn es um mehr Nachhaltigkeit geht?

JÖRG THOMAIER: Nachhaltige Innovationen kommen der Gesellschaft in Form neuer Produkte und Lösungen auch für neue Probleme zugute. Mit anderen Worten der innovationsfördernde Effekt eines verlässlichen Systems des Schutzes geistigen Eigentums dient per Se den Interessen der Gesellschaft, auch in Sachen Nachhaltigkeit. Nebenbei sorgt es auch für eine nachhaltige ökonomische Situation inklusive Schaffung und Erhalt von Arbeitsplätzen. Um solche Innovationen breiter zugänglich zu machen, wurden in den vergangenen Jahren mehrere freiwillige Initiativen gestartet, die den Zugang zu patentiertem Material insbesondere auch für kleine Unternehmen vereinfachen, etwa durch Lizenzplattformen im Pflanzensektor. Im Gesundheitssektor gibt es ebenfalls Programme, um den Zugang besonders benachteiligter Gruppen zu erleichtern, bspw. Patient Access-Programme in Entwicklungsländern. Als führender Anbieter innovativer Landwirtschafts- und Gesundheitslösungen steht Bayer hinter den Zielen der EU und möchte einen Beitrag dazu leisten, das Potenzial der Biotechnologie in Europa auszuschöpfen, um die Nachhaltigkeitsziele zu erreichen.