Der am 14. Januar 2025 vom Internationalen Schifffahrtsbüro (IMB) der Internationalen Handelskammer (ICC) veröffentlichte Bericht über Piraterie und bewaffnete Raubüberfälle auf See verzeichnet für das Jahr 2024 insgesamt 116 Vorfälle, vier weniger als im Vorjahr. Demnach wurden 94 Schiffe geentert, sechs Schiffe gekapert, drei Schiffe beschossen und 13 Angriffe versucht.

Obwohl die Zahl der gemeldeten Vorfälle gegenüber dem Vorjahr (120 Vorfälle) leicht zurückgegangen ist, hat die Gefährdung von Besatzungen deutlich zugenommen: Für das Jahr 2024 weist der Bericht mit 126 Geiselnahmen gegenüber 73 im Jahr 2023 einen Anstieg um ca. 73 Prozent aus. Zwölf Besatzungsmitglieder wurden als entführt gemeldet, weitere 13 wurden bedroht oder verletzt. Zudem wurden im letzten Jahr bei 26 Vorfällen Schusswaffen gemeldet, ebenfalls ein deutlicher Anstieg gegenüber 15 Vorfällen im Jahr 2023.

ICC Germany-Generalsekretär Oliver Wieck kommentiert:

„Die zunehmende Gefährdung von Schiffsbesatzungen ist besorgniserregend. Wir sind auf sichere Seewege angewiesen, die ohne Gefahr für Leib und Leben befahren werden können. Das ist eine unabdingbare Voraussetzung für funktionierende internationale Lieferketten.“

„Wir brauchen eine engere Zusammenarbeit und Koordination sowohl der internationalen Seestreitkräfte auf globaler Ebene als auch der regionalen Behörden vor Ort.“

Besatzungssicherheit im Golf von Guinea gefährdet

Die Zahl der Vorfälle im Golf von Guinea ist mit 18 im Jahr 2024 gegenüber 22 im Jahr 2023 leicht zurückgegangen. Das Risiko für Besatzungsmitglieder ist jedoch stark gestiegen, da 23 Prozent aller im Jahr 2024 als Geiseln genommenen Besatzungsmitglieder und alle zwölf entführten Besatzungsmitglieder auf diese Region entfielen.

Zunahme der Vorfälle: Straße von Singapur, indonesischer Archipel und Bangladesh

Die Zahl der Vorfälle in der Straße von Singapur stieg weiter an: von 37 im Jahr 2023 auf 43 Vorfälle im Jahr 2024. In dieser strategisch wichtigen Seestraße wurden elf große Schiffe über 100.000 DWT angegriffen, 93 Prozent der Schiffe wurden geentert.

Auch die Zahl der gemeldeten Vorfälle im indonesischen Archipel ist in den letzten Jahren gestiegen: von 18 im Jahr 2023 auf 22 im vergangenen Jahr. Mit insgesamt 14 registrierte das IMB die bisher höchste Anzahl von Vorfällen in einem Jahrzehnt an Ankerplätzen in Bangladesh, davon 13 bei Schiffen, die in Chattogram vor Anker lagen, und bei einem Schiff vor Mongla.

Hinweise an die Redaktionen:

Seit seiner Gründung im Jahr 1991 dient das Piracy Reporting Centre des International Maritime Bureau (IMB) als wichtige, rund um die Uhr erreichbare Anlaufstelle für die Meldung von Piraterie-Delikten und die Unterstützung bedrohter Schiffe. Die vom Zentrum gesammelten Daten liefern auch wichtige Erkenntnisse über die Art und den Stand der modernen Piraterie.

Der ausführliche Jahresbericht 2024 kann hier (kostenfrei) heruntergeladen werden.

Weiterführende Informationen zum Bericht finden Sie auch hier und erhalten Sie von Michael Howlett, Director, ICC International Maritime Bureau: Tel.: +44 207 423 6960, E-Mail: mhowlett@icc-ccs.org.

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Ansprechpartner
Dr. Birte Grages

Tel. +49 (0) 30 - 200 7363 20

Birte.Grages@iccgermany.de