Bereits zum siebten Mal wurden Ende 2022 die „Corporate Startup Stars Awards“ verliehen – eine von der ICC und „Mind the Bridge“ im Rahmen der „Startup Europe Partnership“-Initiative der EU-Kommission ins Leben gerufene Auszeichnung. Dabei werden die weltweit aktivsten Unternehmen, die mit Start-Ups zusammenarbeiten, und die weltweit besten und innovativsten Kooperationen gefeiert. Siemens belegte in 2022 den ersten Platz! ​Wir haben mit Carl Ennis, CEO von Siemens für Großbritannien und Irland, der bei der Verleihung in London vor Ort war, über die Zusammenarbeit mit Start-Ups gesprochen. 

Was macht Ihrer Meinung nach die Kooperation von Siemens mit Start-Ups im Vergleich zu anderen großen Unternehmen oder Konzernen so besonders?

Siemens profitiert von einer breiten Erfahrung über Märkte und Länder hinweg, einem breiten Produktportfolio und einem echten Verständnis für die Herausforderungen unserer Kund:innen. Uns ist bewusst, dass wir wissen müssen, worin wir gut sind. Gleichzeitig aber müssen wir anerkennen, welche Fähigkeiten und Kompetenzen andere haben – und hier ist Zusammenarbeit der Schlüssel.

An einem Ende des Spektrums entwickeln wir gemeinsam mit vielen Start-Ups neue Lösungen, bei denen wir Technologiepartnerschaften eingehen und kostenlosen oder vergünstigten Zugang zu unseren Softwarelösungen, wie z.B. unsere Software „MindSphere“ für das industrielle IoT („internet of things“), als Service anbieten.

Auf der anderen Seite formalisieren wir unsere Zusammenarbeit mit kleineren Unternehmen durch strategische Investitionen über unseren Venture-Capital-Arm Next47, um Start-Ups mit Finanzmitteln, Mentor:innen und Ressourcen auszustatten. Wir arbeiten auch mit Start-Ups als „venture client“ zusammen – wir werden so zu einem frühen Kunden von ihren Produkten, um sie in der Anfangsphase ihres Geschäfts zu unterstützen.

Wie können Unternehmen von der Zusammenarbeit mit Start-Ups profitieren? 

Die Antworten auf die Herausforderungen unserer Kund:innen erfordern zunehmend neue Technologien, anderes Fachwissen und ein ganzes „Ökosystem“ von Partner:innen, um sie zu lösen. Hier kommt die Kooperation für uns ins Spiel, da wir über agile Start-Ups Zugang zu neuen Technologien erhalten und Produkte mitentwickeln können. Genauso können wir aber auch selbst neue Kund:innen und Märkte für uns entdecken.

Gibt es so etwas wie typische Hindernisse, die sich in den Weg stellen, oder vielleicht auch Grenzen, an die Sie regelmäßig stoßen? 

Sicher, es ist nicht immer einfach, und die Zusammenarbeit kann nur dann erfolgreich sein, wenn beide Seiten den Mehrwert dieser Kooperation auch klar erkennen. Natürlich können die kulturellen Unterschiede zwischen einem Unternehmen der Größenordnung von Siemens und einem Start-Up-Unternehmen eine Hürde darstellen, die es zu überwinden gilt. So sind z.B. Start-Ups möglicherweise nicht an die unterschiedlichen Prozesse gewöhnt, die es bei uns gibt. Umgekehrt haben Start-Ups manchmal nicht die Ressourcen, um an längerfristigen F&E-Projekten teilzunehmen, an denen wir oft beteiligt sind. Viele Herausforderungen können jedoch überwunden werden, wenn die Ziele von Anfang an aufeinander abgestimmt sind. Das ist das wichtigste Element.

Was ist der Vorteil eines „Open Innovation“-Ansatzes (im Vergleich zu herkömmlicher Forschung und Entwicklung (F&E))?

Wir wissen, dass wir allein nicht auf jede einzelne Herausforderung unser Kund:innen eingehen können. Ein offener Innovationsansatz, bei dem wir mit Partner:innen in unserem Ökosystem zusammenarbeiten können, hilft uns dabei, unseren Kund:innen abgerundete Lösungen zu bieten, und zwar, indem wir Wissen, Talente und verschiedene Spezialgebiete kombinieren und gemeinsam nutzen.

Ein Blick in die Zukunft: In welchen Bereichen sehen Sie das größte Potenzial für neue Kooperationen mit jungen, aufstrebenden Unternehmen?

Es gibt einen enormen Antrieb durch Kund:innen, die immer komplexere Probleme lösen wollen ­– von der digitalen Transformation bis zur Dekarbonisierung. Unsere Siemens Xcelerator-Plattform ist darauf ausgelegt, ein ganzes Ökosystem von Partner:innen zusammenzubringen, um diese Herausforderungen zu lösen. Das ermöglicht uns, Technologien ­– digitalisierte Hardware und Cloud-fähige Software – bereitzustellen, um den Kund:innen größere Vorteile zu verschaffen. Hier liegt eine echte Chance für eine neue Kooperationen mit großen wie kleinen Unternehmen.

 

Vielen Dank für das Gespräch!