Eine von der Internationalen Handelskammer (ICC) in Auftrag gegebene Studie von Oxford Economics kommt zu dem Ergebnis, dass ein Ende des regelbasierten multilateralen Handelssystems zu erheblichen Handelsverlusten für Entwicklungsländer führen würde. Im Vergleich zum „Status quo“ des regelbasierten multilateralen Handelssystems wird mit einem Rückgang des Warenhandels von Entwicklungsländern um 33 % gerechnet. Ohne multilaterale Handelsregeln würden die Exporte der am wenigsten entwickelten Länder sogar um 43 % zurückgehen. Die Auswirkungen einer Auflösung der WTO würden sich im Laufe der Zeit allmählich verstärken und im Jahr 2030 ihren Höhepunkt erreichen.

ICC Germany-Generalsekretär Oliver Wieck kommentierte:

„Die Studie zeigt unmissverständlich, dass ein Ende des regelbasierten multilateralen Handelssystems verheerende Folgen für die globale Entwicklung und die Lebensgrundlagen der Menschen insbesondere in Entwicklungsländern hätte. Dies sollte ein Weckruf für die Regierungen sein, sich endlich verstärkt für eine Erneuerung der WTO einzusetzen. Die Welthandelsorganisation ist für die gesamte Weltwirtschaft von enormer Bedeutung.“

Die wichtigsten Ergebnisse auf einen Blick:

  • ein Rückgang des Warenhandels der Entwicklungsländer um 33 % im Vergleich zur Beibehaltung des derzeitigen Handelssystems;
  • ein dauerhafter BIP-Verlust von mehr als 5 % für Entwicklungsländer, teilweise bedingt durch einen Rückgang der ausländischen Direktinvestitionen um 5 %;
  • akute Exportverluste von 43 % in Volkswirtschaften mit niedrigem Einkommen und 32 % in Ländern mit mittlerem Einkommen;
  • die größten Exportrückgänge werden in Afrika südlich der Sahara (42 %) und in Südasien (41 %) erwartet.

Die Modellannahmen, die der Studie zugrunde liegen, gehen von einer allmählichen Erosion des Vertrauens aus, die schließlich zur Aufkündigung aller Verpflichtungen führt. Dies würde zu größerer Unsicherheit, höheren Informationskosten für alle Länder und verstärktem Protektionismus zwischen Ländern ohne Freihandelsabkommen führen. Die Vorteile der WTO dürften sich aber nicht in Gänze aufheben lassen, da die Welt heute durch globale Wertschöpfungsketten derart integriert und verflochten sei, dass für viele Länder der Anreiz zum Protektionismus begrenzt sei.

Die Zusammenfassung “The impact on developing economies of WTO dissolution. A briefing for policymakers“ können Sie hier als PDF abrufen. Mehr Informationen und die komplette Studie finden Sie hier.

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