Das Internationale Schifffahrtsbüro der ICC (International Maritime Bureau – IMB) hat am 10. April 2024 seinen Bericht über Seepiraterie und bewaffnete Raubüberfälle im ersten Quartal des Jahres veröffentlicht. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum verzeichnet das IMB einen Anstieg um ca. 20 Prozent von 27 auf 33 Vorfälle.

Darunter waren 24 geenterte Schiffe, sechs versuchte Angriffe und zwei Schiffs-entführungen, ein Schiff wurde beschossen. Die Gefahr für die Besatzungen bleibt hoch: Insgesamt wurden 35 Besatzungsmitglieder als Geiseln genommen, neun entführt und ein Besatzungsmitglied bedroht.

Besorgniserregender Anstieg vor der somalischen Küste

Besonders kritisch sieht das IMB die Situation vor der Küste Somalias: So können zwei Schiffsentführungen somalischen Piraten zugeschrieben werden, zudem wurde jeweils ein Schiff beschossen, geentert oder einem versuchten Angriff ausgesetzt.

Dabei zeigt sich immer deutlicher, dass inzwischen auch Schiffe, die sich in größerer Entfernung von der Küste befinden, von somalischen Piraten angegriffen werden: So wurde im März ein unter der Flagge von Bangladesch fahrender Massengutfrachter 550 Seemeilen vor Mogadischu gekapert und die 23-köpfige Besatzung als Geiseln genommen.

ICC Germany-Generalsekretär Oliver Wieck:

„Diese Entwicklung ist mehr als besorgniserregend. Solche Sicherheitsrisiken gefährden die für den Welthandel unverzichtbaren Schifffahrtsrouten. Die Situation ist durch die politisch motivierten Angriffe der Huthi-Rebellen im Roten Meer und dem Golf von Aden ohnehin derzeit sehr angespannt. Seewege müssen für Schiffe und Mannschaften sicher sein. Nur so kann auch der internationale Handel funktionieren.“

Weiterhin Vorsicht im Golf von Guinea

Die Zahl der Zwischenfälle im Golf von Guinea bleibt auf einem niedrigeren Niveau (6 im ersten Quartal 2024 gegenüber 5 im Vorjahreszeitraum). Das IMB mahnt jedoch weiterhin zur Vorsicht, da im Januar erneut neun Besatzungsmitglieder entführt wurden. Auch in der Straße von Singapur ist weiterhin Vorsicht geboten.

Positiv hebt das IMB das oft rechtzeitige Handeln der Behörden hervor. So konnten durch Einsätze der Küstenwache der Seychellen und der indischen Marine mehrere Schiffe abgefangen und Piraten festgenommen werden.

Oliver Wieck: „Es ist ein positives Signal, dass der Einsatz gegen Piraterie punktuell Wirkung zeigt und möglicherweise Schlimmeres verhindert hat. Damit die Zahl der Vorfälle in den nächsten Jahren wieder nachhaltig sinkt, ist jedoch eine verbesserte und kontinuierliche internationale Zusammenarbeit unabdingbar.“

Hinweise an die Redaktionen:

Seit seiner Gründung im Jahr 1991 dient das IMB als wichtige, rund um die Uhr erreichbare Anlaufstelle für die Meldung von Piraterie-Delikten und die Unterstützung bedrohter Schiffe. Die vom Zentrum gesammelten Daten liefern auch wichtige Erkenntnisse über die Art und den Stand der modernen Piraterie.

Den ausführlichen Quartalsbericht (Januar-März 2024) können Sie hier (kostenfrei) anfordern.

Weiterführende Informationen zum Bericht finden Sie auch hier und erhalten Sie von Michael Howlett, Director, ICC International Maritime Bureau: Tel.: +44 207 423 6960, E-Mail: mhowlett@icc-ccs.org.

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Ansprechpartner
Dr. Birte Grages

Tel. +49 (0) 30 - 200 7363 20

Birte.Grages@iccgermany.de