Für die globale Wirtschaft ist jede COP von Bedeutung; die diesjährige Konferenz ist jedoch bedeutender denn je. Sie ist der wichtigste Test – seit dem Klimaabkommen von Paris –, wenn es um die Verpflichtung der internationalen Gemeinschaft geht, die globale Erderwärmung zu begrenzen und bis 2050 Netto-Null-Emissionen zu erreichen.

Von den Mitgliedsstaaten wird erwartet, dass sie einen schnellen Aktionsplan für die erste globale Bestandsaufnahme der kollektiven Klimafortschritte seit Paris („Global Stocktake“ – GST) vorlegen, um die Welt wieder auf den 1,5°C-Pfad zu bringen und alle Wirtschaftssektoren schneller und tiefgreifender als je zuvor zu dekarbonisieren. Gleichzeitig müssen die fehlenden Finanzmittel für die am stärksten durch den Klimawandel gefährdeten Länder dringend aufgestockt werden, damit die Lebensbedingungen der Menschen verbessert und nachhaltiges Wirtschaftswachstum und Wohlstand für alle sichergestellt werden.

Seit der letzten COP in Sharm El-Sheik hat sich die Welt verändert. Die diesjährige Klimakonferenz findet einer Zeit weiterer geo- und sicherheitspolitischer Herausforderungen statt, die auch große wirtschaftliche Unsicherheit mit sich bringt.

Unverändert setzt sich die internationale Geschäftswelt für schnellere Fortschritte bei der Anpassung an den Klimawandel und dessen Eindämmung ein. Maßnahmen des Privatsektors allein werden dieses Ziel jedoch nicht erreichen können. Es bedarf koordinierter Maßnahmen der Regierungen auf internationaler Ebene, um bestehende Hindernisse für innovative Klimalösungen zu beseitigen und die Rentabilität von Investitionen in eine Netto-Null-Zukunft zu verbessern.

Was erwartet die ICC von der diesjährigen COP?

Politischer Wille vorausgesetzt, bietet die COP28 die Gelegenheit, diese Herausforderungen direkt anzugehen und dabei die klare Botschaft auszusenden, dass Regierungen und Privatwirtschaft in ihrem Engagement vereint sind, die Umsetzung des Pariser Abkommens zu beschleunigen – und zwar in einer Weise, die für die Realwirtschaft funktioniert.

Was sind konkrete Forderungen der ICC?

Die Konferenz muss insbesondere in drei zentralen Bereichen greifbare und praktische Ergebnisse liefern:

1. Eine ehrgeizige und vorausschauende globale Bestandsaufnahme („Global Stocktake“ – GST)

Das umfasst aus ICC-Sicht auch, einen „Masterplan“ zu erstellen, um die Bemühungen um den Klimaschutz in diesem Jahrzehnt radikal zu verstärken – und damit eine gerechte und verantwortungsvolle Energiewende weltweit zu beschleunigen. Dafür ist es unerlässlich, sich nicht nur auf die Identifizierung der wichtigsten Handlungslücken zu konzentrieren, sondern auch unterstützende politische Maßnahmen (wie z.B. eine wirksame Kohlenstoffbepreisung) sowie die verfügbaren Lösungen und Technologien aufzuzeigen, die zur Beschleunigung der Emissionsreduzierung genutzt werden können.

2. Ein Aktionsplan zur Umgestaltung der Vereinbarungen zur Klimafinanzierung

Zwar sind die laufenden Bemühungen zur Erfüllung der langjährigen Zusage, 100 Mrd. USD an Klimafinanzierung für die Entwicklungsländer zu mobilisieren, begrüßenswert; diese werden jedoch nicht ausreichen, da bis 2030 jährliche Investitionen in den Klimaschutz in gewaltigem Umfang erforderlich sein werden.

Aus Unternehmenssicht ist es darüber hinaus vor allem erforderlich, das globale Finanzsystem besser auf das Pariser Abkommen abzustimmen und die wachsenden Herausforderungen bei der Erschwinglichkeit und Verfügbarkeit von Klimafinanzierung in aufstrebenden Märkten anzugehen.

3. Eine vollständige und zügige Umsetzung von Artikel 6 des Pariser Abkommens ermöglichen

Auch wenn Artikel 6 selbst keinen globalen Kohlenstoffpreis vorsieht, so ist ICC doch der festen Überzeugung, dass Artikel 6 – mit den richtigen Durchführungsbestimmungen – das Potenzial hat, einen kohärenteren multilateralen Ansatz für die Kohlenstoffpreisgestaltung hervorzubringen. Damit könnte die Grundlage für einen hochintegrierten grenzüberschreitenden Kohlenstoffmarkt geschaffen werden, der in der Lage ist, Emissionsreduktionen zu den geringstmöglichen Kosten für Unternehmen und Verbraucher:innen zu erreichen.

Am 7. November 2023 sandte ICC-Generalsekretär John W.H. Denton AO einen offenen Brief an die Klimaminister:innen und Delegationsleiter:innen.

Welchen Beitrag leistet ICC?

ICC wird auf der COP28 eine Reihe von Positionspapieren und konkreten Handlungsempfehlungen vorstellen. Dazu gehören u.a.:

  • Vorschläge für einen wirksamen Mechanismus zur Kohlenstoffpreisgestaltung, um die Emissionsreduzierung voranzutreiben, wobei insbesondere Fragen der Verlagerung von CO2-Emissionen und verstärkte Zusammenarbeit, vor allem durch die Verknüpfung von vorhandenen Systemen, berücksichtigt werden (Präsentation auf der COP am 5. Dezember 2023);
  • Prinzipien für nachhaltige und nachhaltigkeitsbezogene Handelsfinanzierungstransaktionen, die wichtige Wirtschaftssektoren abdecken (Landwirtschaft, Energie, Bergbau/Mineralien/Metalle, Automobil- und Textilindustrie) (Präsentation auf der COP am 4. Dezember 2023);
  • Empfehlungen für Rahmenbedingungen und wirksame Lösungen für Klimamaßnahmen von KMU – unter Berücksichtigung der zunehmend komplexer werdenden Berichterstattung, des Zugangs zu Kapital und der Handelshemmnisse (Präsentation auf der COP am 3. Dezember 2023);
  • Ein Bericht mit einer Reihe von Fallstudien aus der Wirtschaft, die die Chancen und Herausforderungen bei der Umsetzung von Praktiken der Kreislaufwirtschaft aufzeigen (Präsentation auf der COP am 6. Dezember 2023);
  • Eine aktualisierte Fassung des White Papers über das derzeitige Wettbewerbsrecht und darüber, wie es die Ziele der Unternehmen im Bereich der ökologischen Nachhaltigkeit behindert und welche konkreten Maßnahmen ergriffen werden können, um die Unternehmen bei ihrem Beitrag zum ökologischen Wandel zu unterstützen (Präsentation auf der COP am 8. Dezember 2023).

ICC vor Ort

Die ICC ist der offizielle UNFCCC Focal Point für Unternehmen und Industrie. Seit den frühen 1990er Jahren ist die ICC am UN-Klimaprozess beteiligt und war offizielle Vertreterin der Wirtschaft bei der Entwicklung der UN-Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung. Im Jahr 2016 wurde ihr dann als erste Wirtschaftsorganisation der UN-Beobachterstatus zuerkannt.

Die ICC wird während der gesamten zweiwöchigen COP28 in Dubai vor Ort sein und tägliche Business Briefings organisieren, um aus erster Hand Einblicke in die Fortschritte der zwischenstaatlichen Verhandlungen zu geben. Raum für Austausch zwischen dem Privatsektor, Regierungen und der Zivilgesellschaft wird die ICC an drei Standorten in der „Blue Zone“ anbieten, im eigenen Pavillon „Chez ICC“ (Zone B6, Gebäude #76) und – gemeinsam mit der WTO, ITC und UNCTAD – im „Trade House“ sowie der „ICC Partner Stage“(beides: Zone B7, Gebäude #88).

ICC Germany wird ebenfalls vor Ort sein und am 4. und 5. Dezember drei Veranstaltungen im Deutschen Pavillon sowie eine Veranstaltung am 6. Dezember im ICC Pavillon „Chez ICC“ organisieren. Besuchen Sie uns in der Blue Zone oder verfolgen Sie unsere Diskussionen über den Livestream. Mehr Informationen hier.

04.12.23 I BDI & ICC Germany I Enabling the Future: Insights from Business Leaders into Climate and Clean Energy Technology I Dubai: 10:00-11:30 (GST) I Berlin: 07:00-08:30 (CET) I German Pavilion (Zone B5, Gebäude #51)

04.12.23 I ICC Germany, DZ BANK & UN ECE I Achieving Article 2.1(c): Transforming the Financial System for a Low-Emission and Resilient Real Economy I Dubai: 18:30-20:00 (GST) I Berlin: 15:30-17:00 (CET) I German Pavilion (Zone B5, Gebäude #51)

05.12.23 I BMWK, BDI, ICC Germany & econsense I Turning visions into reality: how to connect the dots along the hydrogen value chain I Dubai: 10:00-11:30 (GST) I Berlin: 07:00-08:30 (CET) I German Pavilion (Zone B5, Gebäude #51)

06.12.23 I Handelskammer Hamburg, OECD & ICC Germany I Strengthening Competitiveness in the Transition of Hamburg’s Business Sector to Climate Neutrality: An OECD and Hamburg Chamber of Commerce Perspective I Dubai: 11:30-12:30 (GST) I Berlin: 08:30-09:30 (CET) I Chez ICC (Zone B6, Gebäude #76)

Unseren Standorte können Sie hier auf der Karte der COP28 „Blue Zone“ finden. Die Veranstaltungen werden live übertragen. Das Programm der ICC finden Sie hier. Das Programm des Deutschen Pavillons hier.

Für alle, die nicht vor Ort sein werden, bietet die ICC auf der Plattform „Make Climate Action Everyone’s Business Platform“ Möglichkeiten des virtuellen Austauschs, Veranstaltungen und Live-Übertragungen aus Dubai.

Bei Fragen und Anregungen melden Sie sich gern bei uns unter dana.enss@iccgermany.de.